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Unsere Tiere

Auerochse – Heck-Rind

Der Auerochse oder Ur (Bos primigenius) ist der Stammvater unserer heutigen Hausrinderrassen. Er war über weite Teile Europas, Asiens und Nordafrikas verbreitet, bis er durch den Menschen ausgerottet wurde. Hierbei spielten mehrere Faktoren eine Rolle: Jagd, Vermischung mit domestizierten Tieren, Verkleinerung und Veränderung des ursprünglichen Lebensraums und andere. 1627 soll der letzte freilebende Auerochse getötet worden sein.

Die Brüder Lutz und Heinz Heck, damals Zoodirektoren in Berlin und München, begannen in den 1920er Jahren mit der Kreuzung heutiger, vom Ur abstammender Rinderrassen und versuchten den „Auerochsen“ „zurück“ zu züchten. Das Ergebnis war ein robustes Rind, das - abgesehen von der Größe - im Aussehen dem ausgestorbenen Auerochsen ähnelte. Heute gibt es europaweit viele Standorte der sogenannten Heck-Rinder.

Heck-Rinder und auch die etwas größeren Taurusrinder, die sich dem ausgestorbenen Auerochsen in der Größe noch mehr annähern, werden zur Beweidung von Naturflächen, extensiver Landwirtschaft und auch in Zoos in verschiedenen Ländern Europas gehalten.

Die „Auerochsen“-Zucht hat im Neandertal eine große Tradition. Schon in den 1930er Jahren hielten die ersten „Auerochsen“ Einzug in das Wildgehege. Heute leben in der Herde etwa 13 ausgewachsene Kühe, zusammen mit dem Stier und den Jungtieren. Auf den weiträumigen und abwechslungsreichen Flächen des Wildgeheges zeigen sie ein naturnahes Verhalten. Sie leben ganzjährig im Freien. Schutz vor Regen, Schnee oder Sonne finden sie unter den Bäumen der bewaldeten Hänge ihres Geheges. Dort können sie sich auch den Blicken der Besucher entziehen.

Aus tierpflegerischen Gründen werden sie täglich mit Kraftfutter und im Winter auch mit Heu gefüttert. Sie ernähren sich aber hauptsächlich vom Gras der Weideflächen sowie vom Jungwuchs von Gehölzen. Besonders freuen sie sich im Herbst - wie auch die Wisente - über Kastanien, Eicheln und Bucheckern.

Tarpane

Der Tarpan war ein eurasisches Wildpferd, das in den Waldgebieten Mitteleuropas und den Steppen Osteuropas und Russlands lebte. Durch Bejagung und Ausweitung der Landwirtschaft wurden die wilden Pferde nach und nach zurückgedrängt. Der letzte freilebende Steppentarpan soll 1876 getötet worden sein. Damit war diese Rasse ausgerottet.

In den 1930er Jahren versuchten die Brüder Heck „Tarpane“ zurück zu züchten. Dazu kreuzten sie unter anderem Przewalskipferde mit isländischen und gotländischen Ponys. Parallel dazu gab es auch in Polen Bemühungen, durch Zuchtauswahl einer Herde Koniks zu den typischen Merkmalen des Tarpans zu gelangen. Eine genaue "Zurück"-Züchtung ist natürlich nicht mehr möglich, da einmal verlorengegangenes Erbgut nicht identisch wiederhergestellt werden kann. „Tarpane“, oder korrekt Heck-Pferde, und Koniks sehen sich sehr ähnlich und werden gerne in der Pflege von Naturschutzflächen eingesetzt, da sie robust und unempfindlich gegen Wetter und Krankheiten sind.

Die Herde im Neandertal besteht aus einem Hengst, drei Stuten und den bis zu einjährigen Fohlen. Sie leben ganzjährig draußen, haben aber temporär auch Zugang zum Stall.

In den Wintermonaten können Sie unsere „Tarpane“ auf der Winterweide nahe der Steinzeitwerkstatt beobachten, während sie den Sommer zum größten Teil auf den Hangwiesen im Süden des Geheges verbringen.

Wisente

Der Wisent ist der einzige Bewohnende des Eiszeitlichen Wildgeheges, der nicht ausgestorben ist. Als größtes Landsäugetier Europas und letzter Vertreter der europäischen Wildrindarten bevölkerte er mittel- und nordeuropäische Mischwälder und Steppen. Die letzten freilebenden Tiere wurden im frühen 20. Jahrhundert durch Bejagung getötet. Es überlebten lediglich 56 Tiere in Gefangenschaft, von denen nur zwölf fortpflanzungsfähig waren.

Zucht- und Auswilderungsprojekte haben den weltweiten Bestand stabilisiert. Allerdings sind die Wisente noch gefährdet, da sie aufgrund der fast ausgestorbenen Genvielfalt anfällig für Krankheiten und Parasiten sind. Ein europäisches Zuchtprogramm soll helfen die Population zu optimieren.

Das Eiszeitliche Wildgehege schließt sich dem europäischen Zuchtprogramm an und wird bald wieder Wisente züchten. Dafür sind im September 2021 drei junge Kühe in das neue Wisentgehege eingezogen, die allerdings noch etwas älter werden müssen, bevor sie Nachwuchs bekommen können. Destiny, Ella und Eggi können Sie auf dem kleinen Rundweg um das Wisentgehege zu jeder Tageszeit beobachten.