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Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Wir tun es alle und andauernd: Wir schieben schmerzliche Erfahrungen in die „seelische Abstellkammer“, um belastenden Ballast abzuwerfen. Das ist auch gut so. Aber nicht immer. Manchmal beginnen verdrängte Erinnerungen, Erlebnisse, Gedanken oder Nachrichten einen selbst wieder einzuholen.

Um überflüssigen Ballast abwerfen zu können, benötigen wir Menschen einen seelischen Abwehrmechanismus: die Psychologen bezeichnen diese Fähigkeit als „Verdrängung“. Dass wir Menschen diesen Mechanismus haben und wir uns diesem bedienen, ist ganz normal und hat seinen guten Grund: mit einem Gedanken- und Gefühlspaket voller aufgestauter Wut, erlittener Ablehnung / erlittenem Unrecht oder persönlicher Kränkung wird das Leben schwer und mühsam. Glücklich ist, wer vergisst, verstaut, wegpackt und nicht daran denkt, was sich doch nicht ändern lässt.

Was ist eine PTBS?

Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine trauma- und stressorenbezogene Störung. Sie kann durch das Erleben belastender (traumatischer) Ereignisse (sogenannte „auslösende Faktoren“) hervorgerufen werden. Zu diesen auslösenden Faktoren gehören zum Beispiel Krieg, schwere Unfälle, Raubüberfälle, Vergewaltigungen, sexueller Missbrauch, (häusliche) Gewalt, Misshandlungen, Naturkatastrophen, Erlebnisse wie Folter oder Flucht sowie das Beobachten derartiger Ereignisse als Zeugin / Zeuge. Diese belastenden Ereignisse können sowohl kurz- als auch langfristig auftreten. Meist sind sie von so außergewöhnlich bedrohlichem Ausmaß, dass sie dauerhaften Leidensdruck bzw. eine akute Belastungsreaktion in fast jeder Person auslösen können.

Somit ist unter der PTBS die verzögerte Reaktion auf ein belastendes (traumatisches) Ereignis oder eine Situation zu verstehen, welche über das allgemeine Abklingen innerhalb von Stunden oder (wenigen) Tagen hinausgeht.
Dass diese verzögerte Reaktion auf- und eintreten kann, bedingt die Fähigkeit, nicht unmittelbar auf das (belastende) Ereignis reagieren und somit bewältigen zu müssen, sondern dieses eben „Aufschieben und Verdrängen“ zu können.

Der Mensch konnte sich also nicht sofort und / oder adäquat mit dem Ereignis (welches auf diesen eingewirkt hat) auseinandersetzen bzw. diese Situation funktional bewältigen. Somit hat keine ausreichende Anpassung auf den einwirkenden Auslöser stattgefunden. Dies hat dann zur Folge, dass sich die Psyche in einer Art Ungleichgewicht zwischen Belastung und Reaktion (sogenannte Anpassungsstörung) befindet.
Letztendlich ist die PTBS (oder auch Traumafolgestörung genannt) stets auf ein Trauma („der belastende Auslöser“) zurückzuführen. Dieses besondere Merkmal charakterisiert / unterscheidet die PTBS von den anderen Krankheitsbildern, wo die auslösenden Faktoren i. d. R. nicht so klar und zuschreibbar zu benennen sind.

Woran erkennt man eine PTBS?

Eine PTBS weist häufig einen Mix von mehreren Anzeichen auf. Zu den „klassischen Erkennungsmerkmalen bzw.-symptomen“ gehören vier Aspekte (fett gedruckt), die in unterschiedlicher Ausprägung und / oder Intensität auftreten können:

  1. Eindruck oder Episoden des Wiedererlebens des traumatischen Ereignisses in Form von unkontrollierten Gedanken, Bildern (sogenanntes Flashback-Erleben) und Albträumen.
  2. Vermeidung von Gedanken, Aktivitäten, Orten oder Menschen, die Erinnerungen an das Trauma (auslösende Situation / auslösendes Ereignis) wachrufen können.
  3. Negative Wahrnehmung und Stimmung - zum Beispiel: Freudlosigkeit, Angst-, Scham- und Schuldgefühle, andauerndes Gefühl von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit, Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, sowie Teilnahmslosigkeit gegenüber der Umgebung.
  4. Ständige innere Unruhe, die sich zum Beispiel in Problemen beim Ein- und Durchschlafen, in übermäßiger Schreckhaftigkeit, extremer Wachsamkeit, in Konzentrationsschwierigkeiten und ausgeprägter Reizbarkeit zeigen kann.