Telenotarzt-System Bergisches Land startet
Telemedizinische Unterstützung bei Rettungseinsätzen
KREIS METTMANN. Zum 1. Juli startet das Telenotarztsystem „Bergisches Land“ in den Echtbetrieb. Nach einer einmonatigen Pilotphase, in der die ersten Rettungswagen der sechs beteiligten Gebietskörperschaften technisch erprobt und Einsatzkräfte geschult wurden, beginnt dann offiziell der Regelbetrieb.
Der Ennepe-Ruhr-Kreis, der Kreis Mettmann sowie die Städte Remscheid, Solingen, Wuppertal und Leverkusen haben sich mit Unterzeichnung einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung im Januar 2023 zur Einführung eines gemeinsamen Telenotarzt-Systems zusammengeschlossen. Hauptstandort ist die Stadt Leverkusen, Kernträger und offizieller Ansprechpartner für die Kostenträger ist der Kreis Mettmann.
Das System wurde heute auf der Hauptfeuer- und Rettungswache in Leverkusen in Anwesenheit von Teilnehmenden aus allen beteiligten Städten und Kreisen der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das System ermöglicht Notärztinnen und Notärzten, Einsatzkräfte vor Ort über eine sichere Telefon- und Internetverbindung in Echtzeit telemedizinisch zu unterstützen. Sie können audiovisuell mit dem Rettungsdienst kommunizieren, Vitaldaten live abrufen und im Bedarfsfall die Gabe von Medikamenten anordnen. Dabei befindet sich der Telenotarzt bzw. die Telenotärztin nicht selbst am Einsatzort, sondern arbeitet zentral aus den Leitstellen der Feuerwehr Leverkusen oder dem Kreis Mettmann heraus. Wenn die TNA-Zentrale Bergisches Land nicht erreichbar sein sollte, wird der Anruf an das TNA-System des Main-Kinzig-Kreises (Hessen) oder der Stadt Aachen (Telenotarzt West) weitergeleitet, welche über dieselbe Systemtechnologie verfügen und vernetzt sind.
Durch das TNA-System können eine qualitativ hochwertige und zuverlässige Notfallrettung gewährleistet und gleichzeitig eine Überlastung von Einsatzkräften sowie Fehlalarme und unnötige Einsatzfahrten vermieden werden.
Der Ausbau erfolgt schrittweise. Zunächst sind pro Gebietskörperschaft zwei Rettungswagen mit Telenotarzt-Technik im Einsatz. Die weiteren Rettungswagen werden später nach und nach ausgerüstet. Das System wird insgesamt stufenweise ausgebaut; mit einem Vollbetrieb ist daher erst im nächsten Jahr zu rechnen.
Die Zusammenarbeit über sechs Gebietskörperschaften hinweg zeigt, wie interkommunale Kooperation in der Notfallversorgung zukunftsweisende Modelle ermöglicht. In Nordrhein-Westfalen gehört das TNA-System Bergisches Land zu den ersten, die an den Start gehen. Darüber hinaus kann durch die überregionale Anbindung (Aachen, Main-Kinzig-Kreis) auch über Landesgrenzen hinaus eine telemedizinische Versorgung gewährleistet werden.
Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, würdigt den Start des Systems: „Es freut mich sehr, dass das Telenotarztsystem „Bergisches Land“ jetzt in den Regelbetrieb geht und die beteiligten Kreise und kreisfreien Städte ihre Strukturen auf dieses System umstellen. Davon profitieren in erster Linie die Patientinnen und Patienten durch eine noch optimalere Versorgung. Zudem können die diensthabenden Notärztinnen und Notärzte effizienter und zielgerichteter eingesetzt werden. Das Telenotarztsystem bietet nicht zuletzt die Möglichkeit, das professionelle und hervorragend ausgebildete Rettungsfachpersonal bestmöglich zu unterstützen. Nach wie vor bleibt Nordrhein-Westfalen bundesweiter Vorreiter im Bereich telenotfallmedizinischer Leistungen in der Notfallrettung. Darauf können wir stolz sein. Ich danke allen beteiligten Kreisen und kreisfreien Städten für das Engagement zur Einführung des Telenotarztsystems im Bergischen Land.“
„Mit dem Start des Telenotarzt-Systems gehen das Bergische Land und die Stadt Leverkusen als Hauptstandort einen innovativen Weg, um die rettungsdienstliche Versorgung zukunftsfest aufzustellen“, erklärt Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath. „Dieses bedeutende interkommunale Projekt setzt Maßstäbe und ist ein großer Schritt in Richtung Digitalisierung und Verbesserung der Notfallversorgung für die Bürgerinnen und Bürger im Bergischen Land.“
Landrat Thomas Hendele ergänzt: „Das System hilft, Rettungsmittel zielgerichteter einzusetzen und Einsatzkräfte zu entlasten – ohne Einbußen in der Qualität der Versorgung. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Schließung von Krankenhäusern und Notfallambulanzen und den damit verbundenen Herausforderungen für den Rettungsdienst ist das Telenotarzt-System eine wichtige Ergänzung für unser Rettungswesen.“
Die Umsetzung erfolgt in Kooperation mit der ADAC Telenotarzt gGmbH (Betrieb TNA-Zentralen und Personalgestellung) und der zu Accenture gehörenden umlaut telehealthcare. Beide Partner verfügen bereits über Erfahrung auf dem Gebiet der Telenotfallmedizin bzw. in der Entwicklung, Integration und dem Betrieb telemedizinischer Lösungen für die Notfallmedizin und den Katastrophenschutz.
„Mit unserem Telenotarzt-System digitalisieren wir die Rettungskette im Bergischen Land und schaffen so die Grundlage für eine sichere, effiziente und zukunftsfähige Notfallversorgung. Wir entlasten damit nicht nur die Einsatzkräfte vor Ort, sondern verbessern auch die medizinische Versorgung für die Menschen in der Region“, sagt Bernd Valentin, Geschäftsführer der umlaut telehealthcare.
„Wir freuen uns sehr, dass die Trägergemeinschaft uns das Vertrauen geschenkt hat. Insbesondere, weil die Kommunen mit ihrer Ausschreibung einen innovativen Weg beschritten haben und Teil eines überregionalen Telenotarzt-Netzwerks werden möchten. Auch die Idee von zwei Standorten in der Region zeigt die zukunftsfähige Ausrichtung des Konzeptes und bietet die Grundlage für Redundanz und Ausfallsicherheit. Es kann losgehen, wir sind da, wir sind bereit“, sagt Andreas Estermeier, Geschäftsführer der ADAC Telenotarzt gGmbH:
Hintergrund:
Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) hat die flächendeckende landesweite Einführung von Telenotarzt-Systemen per Erlass vorgegeben. Mehrere Gebietskörperschaften mussten sich zu Trägergemeinschaften eines Systems zusammenschließen, welches wenigstens 1 Millionen Einwohner versorgt (Letter of Intent am 14.11.2019 sowie Erlass des MAGS vom 20.12.2023).
Fachberatend war bei der Umsetzung des interkommunalen Telenotarzt-Systems das Aachener Institut für Rettungsmedizin und zivile Sicherheit (ARS) beteiligt, welches als Bindeglied zwischen dem Land NRW und der Trägergemeinschaft fungiert hat und auch weiter zur Verfügung steht.
Nach Abschluss des Ausschreibungs- und Vergabeverfahrens sowie der Auftragsvergabe für die notwendigen Komponenten erfolgte am 09.10.2024 auf der Hauptfeuer- und Rettungswache Leverkusen unter Teilnahme von Vertreterinnen und Vertretern aller Gebietskörperschaften und der beauftragten Firmen der Start für den Systemaufbau und die konkrete technische Umsetzung des Projektes. Die Planungsphase umfasste die Erarbeitung einer Projektstruktur sowie eines zeitlichen Ablaufs für Systemaufbau, Schulung und Inbetriebnahme.
Die technische Ausstattung der für den Telenotarzt-Betrieb vorgesehenen Rettungswagen besteht aus einer zentralen Kommunikationssteuerungseinheit mit mehrfach redundanter Mobilfunkanbindung, die in der Lage ist, die Daten des EKG-Monitor-Systems zu übertragen, die Sprechverbindung über Headsets zu ermöglichen sowie Foto- und Videobilder an die Telenotarztzentrale zu senden.
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